Polyphonie in Malerei

Um polyphone Malerei zu verstehen, muss die Rolle der Farbe neu bewertet werden. Eine Behauptung?! Um die Farben in ihrer vielfältigen Erscheinung und Interpretation besser zu verstehen, kann man sich einige Fragen stellen, deren Beantwortung nicht unmittelbar zwingend notwendig ist. Die Fragen sollen Anregung sein, über die Farbe im eigentliche Sinn nachzudenken, vielleicht aber auch tiefer zu gehen, und sowohl theoretisch als auch praktisch nach Antworten zu suchen.

Was ist eigentlich Farbe? Welche Bedeutung hat Farbe für mich persönlich? Welche Bedeutung spielte und spielt die Farbe im Kontext der Geschichte? Wie steht es um die symbolische Bedeutung der Farbe in den verschiedenen Kulturen und Epochen? Welche Rolle spielt Farbe in der Umwelt? Weiß man um die physische und psychische Wirkung der Farbe? Wie wird Farbe von Künstlern interpretiert?

Polyphonie ist im eigentlichen Sinn ein Begriff aus der Musik, eine gebräuchliche Bezeichnung für mehrere Einzelstimmen, die gleichzeitig nebeneinander verlaufen. Dies wirft natürlich die Frage auf: „Was hat Malerei mit Polyphonie zu tun?“

Dazu eine kurze Anekdote. Ein Schüler stellte beim Betrachten eines barocken Stilllebens fest: „Man kann den Braten förmlich riechen. Wann ist Pause, Herr Professor?“ Dieses amüsante Statement, mit der etwas provokanten Frage, führt mich zu der Behauptung, dass auch Bilder, insbesondere Farben klingen können, der Musik als nicht unähnlich. Denn, wie in der Musik, unterliegen auch Bilder einem Rhythmus, verbergen eine Komposition und entfalten sich in der Zeit - zumindest für den Maler in der Entwicklung eines Bildes, was Zeit erfordert. Nehmen auch Sie sich etwas Zeit.

Vom Gegenständlichen befreit sollen die Farbkompositionen unmittelbar auf den Betrachter wirken, ihn zwingen vor den Bildern für unbestimmte Zeit stehen zu bleiben, und sich auf das Schauen einzulassen. Wenn Sie wollen kann man es Meditation nennen. Jedenfalls sollen die Farbkompositionen den Rezipienten dazu Bewegen, über sich und die Stellung der Welt nachzudenken, möglicherweise aber auch nur, sich zu entspannen oder Freude zu haben. Warum nicht? Der Interpretationsspielraum bleibt beim Betrachter. Möglicherweise empfinden Sie diesen Text als Herausforderung, als Provokation und brauchen ihn gar nicht; möglicherweise hilft er Ihnen auch die Bilder besser zu verstehen; möglicherweise ermutigt er Sie, selbst tätig zu werden.

Mein Ziel und Motiv sind in jedem Fall durch Ihrer Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den Bildern und Skulpturen erreicht. 

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